Da das Forum mir selbst gut geholfen hat, aber insbesondere Berichte zu intraanalen Kondylomen doch recht dünn gesät sind, habe ich mir gedacht, ich schreibe mal meine bisherigen Erfahrungen nieder. Ich, männlich, 25, hatte einen peri- sowie intraanalen Befall.
Kurzfassung:
• Beginn: 5 Wochen Veregen Therapie, 2 starke Schübe, vereinzelt starke Schmerzen, Alltag mitunter stark eingeschränkt, Befall dezimiert, aber nicht eliminiert.
• Anschließend: stationärer Eingriff, Entfernung ca. 15 Kondylome im Wet-Shave, Schmerzen moderat, gesellschaftsfähig nach 1 Tag.
• Noch offen: Hoffen, dass keine Rezidive kommen, HPV Impfung abschließen
Ausführlich:
ALLGEMEIN
Die ersten kleinen Veränderungen habe ich Mitte Januar entdeckt und kam recht schnell darauf, dass es wohl Kondys sind (Partner hat sie 2 Tage später vom Arzt diagnostiziert bekommen). Nach kurzer Anfangspanik mit zahlreichen Recherchen, habe ich mich wieder etwas beruhigt. Anfang Februar hatte ich dann direkt einen Termin beim Proktologen, Anfangsverdacht bestätigt. Ich habe mich im Zuge der Recherchen (bzw. tue es auch jetzt noch) besonders darüber geärgert, dass keiner meiner bisherigen Ärzte und/oder besuchten Gesundheitsämter fähig war, mir mitzuteilen, dass eine HPV Immunisierung (bitte jetzt kein Bashing der Impfgegner, finde ich hier die falsche Stelle) insbesondere bei jungen, homosexuellen Männern medizinisch klar indiziert ist und eine Nachholung der Impfung auch bis Mitte 20 sinnvoll sein kann (siehe Impfempfehlungen USA, Sachsen, Österreich etc.). Mir geht es hier weniger um (hoffentlich, Histo/Mole stehen noch aus) harmlose Kondylome, sondern vielmehr um AIN und dergleichen. Diese Ansicht hat mir mittlerweile auch ein auf diesem Gebiet renommierte Virologe bestätigt (und nein, ich unterstelle ihm jetzt mal kein Eigeninteresse aufgrund Bezahlung durch die böse Pharmabranche. Meine Mutter arbeitet an der gleichen Universität auch im medizinischen Bereich und die Kommunikation erfolgte unter Kollegen, iSv „Hand aufs Herz und ganz off-record“). Aber das soll ja jetzt kein Impf-Thread werden, also weitere zum Therapieverlauf.
VEREGEN
Mein Befall war peri- sowie vereinzelt intraanal, so dass der behandelnde Arzt eine OP als einzige Möglichkeit sah. Ich hab die allerdings erstmal abgelehnt und um konservative Behandlung mit Veregen gebeten. Er willigte (mit der Anmerkung, dass das keinen Erfolg bringen wird, aber ich natürlich selbst entscheiden kann, ob ich zuerst konservativ therapieren möchte) ein und wir vereinbarten einen Kontrolltermin in 6 Wochen. Innerhalb dieser 6 Wochen habe ich dann fleißig Veregen geschmiert. Die Schmerzen waren zwischenzeitlich extrem, so dass ich nur mit Schmerzmitteln (darauf achten, dass diese keine entzündungshemmende Wirkung haben, Ibuprofen zB ist vermutlich nicht die beste Wahl) sitzen und mehr oder weniger erfolgreich arbeiten konnte. Dazu hat mein Körper insgesamt auch reagiert, so dass ich zur Hochzeit bspw. nachts idR mehrere Oberteile nassgeschwitzt habe. Dies war aber nur für 2-3 Nächte pro Behandlungszyklus der Fall. Insgesamt war der Schlaf natürlich dennoch miserabel, da ich zu Beginn der Behandlung oft aufgrund von Juckreiz und später dann aufgrund von Schmerzen aufgewacht bin. Ich musste auch 2 Behandlungspausen einlegen, in denen ich meine Haut durch Neo Ballistol etwas beruhigt habe. An 4 Tagen musste ich zudem mit Lokalanästhetika arbeiten (Emla bzw. Posterisan Akut), da es sonst nicht auszuhalten gewesen wäre. Der Verlauf im Detail war wie von den meisten anderen Anwendern auch beschrieben, es bilden sich die bekannten Deckel, die schmerzen wie Hölle und fallen irgendwann ab.
Bei der zweiten Runde Veregen hat sich dann meine ganze Analgegend, also die neue Haut nach der ersten Behandlung, ähnlich wie bei der ersten Behandlung nur vereinzelte Warzen, verkrustet. Mein ganzer After war also quasi ein „Deckel“, not funny, um es mal nett auszudrücken^^. Das ging aber glücklicherweise recht schnell und einigermaßen leicht ab. Ich vermute mal, das war alles noch infiziertes Gewebe. Darüber hinaus kamen auch bei der zweiten Anwendung noch einige große subkutane Warzen zum Vorschein, was sich wieder in den berüchtigten klar differenzierten Erhebungen mit Deckel geäußert hat. Alles im Allem habe ich 5 Wochen mit Veregen behandelt und hatte quasi zwei „Schübe“. Danach sah meine Haut (nach 1 Woche Erholung und Cremen mit Zinksalbe) schon besser aus, einzelne Warzen waren aber noch vorhanden. Den intraanalen konnte ich zudem durch die Salbe nicht Herr werden. Ich habe zwar die Anweisung, dass Veregen nur äußerlich angewendet werden darf, ignoriert und versucht auch die inneren einzuschmieren (was teils auch geklappt hat), spätestens als sich die ganze Gegend aber so entzündet hatte, war es nicht mehr unter erträglichen Schmerzen möglich, mit dem Finger in den Analkanal einzudringen.
OP
Mir war also bewusst, dass ich die OP wohl nicht verhindern werden kann. Durch diverse Erfahrungsberichte und Gespräche mit dem behandelnden Arzt hatte ich vor dieser natürlich richtig Bammel und habe mit mind. 7 Tage Bettlägerigkeit und starken Schmerzen gerechnet. Ich hatte die OP jetzt vor 4 Tagen und muss sagen, dass es wirklich deutlich (sic!) weniger schlimm war als erwartet. Mir wurden äußerlich nochmal ca. 10 Warzen und innerlich auch noch ein paar im Wet-Shave entfernt. Ich hatte mehrfach mit dem Arzt darüber gesprochen, ob der Eingriff ambulant erfolgen kann oder ob ich mich wirklich für so eine Lappalie in stationäre Behandlung begeben muss. Er war vehement gegen eine ambulante Behandlung und hat dies mitunter mit dem hohen Risiko von Nachblutungen sowie der Tatsache, dass viele Patienten starke Probleme mit dem ersten Stuhlgang haben, begründet. Ich hatte ihn dann zwar schon fast so weit, dass er es auch ambulant gemacht hätte, nach erneutem deutlichem Abraten seinerseits habe ich dann aber nachgegeben und die Osterzeit genutzt, um den Aufenthalt in meinen Urlaub einzubauen. Ich bin also am Mittwochmorgen auf Station gegangen und wurde für die OP vorbereitet. Als Betäubung hatte ich mich für eine Spinalanästhesie entschieden, Vollnarkose empfand ich (und auch die zuständige Anästhesistin) für deutlich überzogen
Die Spinalanästhesie empfand ich als ziemlich unangenehm und mein Körper war auch nicht so begeistert, was sich in einem rapiden Abfall des Blutdrucks (85/55) und hiermit einhergehendem Schweißausbruch, Schwindel etc. äußerte. Das ist ja jedoch einigermaßen häufig, so dass die Anästhesisten hier routiniert medikamentös gegensteuern und ich nach circa 1 Minute auch wieder klar im Kopf war. Von der OP selbst habe ich nicht allzu viel mitbekommen (Stichwort Dormicum), ich weiß nur noch, dass der Arzt meinte, er hätte jetzt doch einiges entfernt und eine Tamponage eingelegt, die er mir morgen ziehen wird, was nochmal sehr schmerzhaft sein wird. Ich habe hier nochmals gefragt, jetzt, da er den Befall ja genau untersucht hat, ab wann ich seiner Einschätzung nach ca. wieder gesellschaftsfähig sein werde und er meinte so 7 Tage sollten reichen.
Zurück auf Station wurde ich dann mit hochdosiertem Novalgin zugedröhnt bis mir schlecht wurde und ich meine Medikation auf Ibuprofen (jetzt ist die entzündungshemmende Wirkung ja wünschenswert) umstellen habe lassen. Als mir als Alternative zum Novalgin Tramal angeboten wurde, musste ich die Schwester ja schon mal fragen, ob wir nicht gleich mit Sufentanil draufballern wollen, just in case, dass ich auf einmal die Schmerzen meines Lebens kriegen sollte. Habe etwas verdutzte (und dezent böse) Blicke, sowie die Frage „Sind Sie vom Fach?“ geerntet, dann aber ganz brav mein gewünschtes Ibu bekommen. Am Tag der OP war ich insgesamt doch recht mitgenommen und war ganz froh, mich um nichts kümmern zu müssen. Sofern man keine medizinisch fitte Unterstützung Zuhause hat, die ggf. eingreifen kann, wenn einem zu unwohl wird, erscheint mir der stationäre Aufenthalt also im Nachhinein diesbezüglich doch berechtigt/die angenehmere Lösung. „Ambulant definitiv ausgeschlossen, da ein deutlich zu gravierender Eingriff“, sehe ich aber nach wie vor nicht, aber gut. Hier und da zog es schon etwas, insbesondere wenn ich mich bewegt habe und die Tamponage war recht unangenehm, da man das Gefühl hat, man müsste dringend aufs Klo (Schließmuskel meldet ja, dass dort was sitzt und er es gerne loswerden möchte). Die erste Nacht war okay, ich bin 2 Mal aufgewacht, und habe morgens um 5 nochmal eine Schmerztablette genommen, da ich wusste, dass das Ziehen der Tamponage so gegen halb 7 anstand und ich mir gedacht habe, ein bisschen Schmerzmittel intus kann da sicher nicht schaden. Das Ziehen dieser sowie das darauffolgende Abtasten des Analkanals waren in der Tat auch nicht allzu angenehm, aber durchaus im erträglichen Bereich. Mit etwas Zähne zusammenbeißen hätte man das auch alleine hingekriegt. Sofern, die oben bereits angesprochene, Vertrauensperson parat ist, könnte natürlich auch diese die Tamponage ziehen, was vermutlich etwas schöner wäre als es selbst zu tun. Kurz danach bin ich dann auch auf Toilette. Es befand sich etwas Blut im Stuhl und das Gefühl war in der Tat recht unangenehm, aber auch wieder weit entfernt von starken Schmerzen. 1-2 Minuten mal etwas lauter durchgeschnauft im Bad und der Schmerz war wieder okay^^ (Heute, Tag 4 (inkl. OP-Tag) reichen schon 2-3 Mal Schnaufen aus).
Ab da war ich auch mit recht moderaten Dosen Schmerzmittel (1xIbu 600 nach dem Toilettengang) vollkommen gesellschaftsfähig. Konnte ins Café gehen, durch den Park spazieren und auch sonst alles problemlos erledigen außer mich bücken, da zog es doch etwas stark. Ich wäre also eindeutig fertig für die Entlassung gewesen, bin aber die zweite Nacht noch geblieben, da ich den Zug zu meinen Eltern eh auf Freitag gebucht hatte (diese waren natürlich auch auf einen pflegebedürftigen Sohn mit offenem Analbereich eingestellt und waren etwas erstaunt, mich so fit zu sehen). Heute ist jetzt Samstag und ich bin so gut wie beschwerdefrei. Ich merke wohl, dass da hinten was wund ist, aber das ist vergleichbar mit irgendwas zwischen gereiztem Analbereich wegen starkem Durchfall und aufgescheuertem Knie, das an der Hose reibt. Ich spüre das Ziehen eigentlich auch nur, wenn ich den Schließmuskel anspanne, ansonsten ist es völlig schmerzfrei. Ich werde die Wunden natürlich trotzdem ordentlich pflegen und hier und da mal ein kurzes Sitzbad einlegen. Nicht dass ich mir noch eine Entzündung einfange.
FAZIT
Als Fazit kann ich also festhalten, dass die OP Schmerzen deutlich (!) geringer waren als die durch Veregen verursachten. Ich bin sehr froh, dass ich Veregen trotzdem durchgezogen habe, da das natürlich vorab schon mal ordentlich saniert hat. Ich werde, sobald die Wunden verheilt sind, auch wieder Veregen schmieren und hoffen, etwaige Rezidive somit gleich beim Entstehen zu erledigen. Sollte das nicht klappen, muss ich sie wohl nochmal chirurgisch entfernen lassen. Ich hoffe aber stark, dass zumindest intraanal keine mehr kommen, da das den Eingriff ja schon deutlich aufwendiger macht. Sollten nur vereinzelt perianale Rezidive auftreten, werde ich diese definitiv ambulant entfernen lassen. Wenn wieder intraanale dazukommen, mache ich es von der Anzahl abhängig, tendiere jedoch derzeit auch zu ambulanter (oder wahrscheinlicher wohl teilstationärer) Behandlung.
Ich will an dieser Stelle auch nochmal betonen, dass ich den Eingriff nicht verharmlosen will. Jeder Eingriff bringt Risiken mit sich, aber mE war das Ganze zumindest in meinem Fall wahnsinnig hochgespielt. Ich würde mich von der Schmerztoleranz als moderat bis maximal leicht überdurchschnittlich tolerant einschätzen, aber ich bin sicherlich kein schmerzresistenter Superhero. Natürlich muss man als Arzt auch vor möglichen Risiken und Komplikationen warnen, aber man sollte dabei halbwegs realistisch bleiben. Ich werde beim Kontrolltermin auch nochmal mit meinem behandelnden Arzt sprechen, wie es denn sein kann, dass ein so kleiner Eingriff vorab so dramatisiert wird, dass man als eigentlich sehr gelassener Patient schon Zuhause Alarm schlägt und Mutti die Hausapotheke startklar für die Behandlung klaffender Wunden macht, damit man dann am Ende feststellt, dass man 15-20 stecknadelkopfgroße Löcherchen im/um den After hat. Ich würde also klären wollen, ob ich extraordinary lucky war oder einfach extrem schmerztolerant bin und dann auch nochmal hier im Forum schreiben, damit sich meine Erfahrungen vllt. etwas besser generalisieren lassen. Was ich jedoch jetzt schon sagen kann ist, dass ein frühzeitiges Eingreifen wohl das A und O ist (surprise surpise). Hätte ich erstmal 2 Jahre gewartet bis sich ein richtiger Warzenteppich gebildet hätte, hätte dies die Wundfläche natürlich um ein Vielfaches erhöht und dann kann ich mir schon vorstellen, dass 7-10 Tage bettlägerig mit (mittel-)starken Schmerzmitteln drin sind. Wieso mir bei meinem individuellem Befund, "moderater Befall", solche Panik gemacht wurde, ist mir dennoch unbegreiflich.
So long!