hier kann man mal wieder deutlich erkennen, wie konträr das Thema HPV-Impfung diskutiert wird. Und auch, wie sehr es doch letztendlich ums Geld geht. Um viel Geld...
ZitatZwei Kassen im Fadenkreuz der Kritik: Die Frauenärzte und Pädiater werfen der Barmer GEK und der TK vor, falsch über die HPV-Impfung zu informieren, damit sich Mädchen eben nicht impfen lassen. Nun schalten die Ärzte das BVA ein.
ZitatDie Frauenärzte und Pädiater werfen den beiden Kassen vor, Mädchen und deren Eltern falsch über die HPV-Impfung zu informieren, um eine Entscheidung gegen die Impfung zu forcieren.
"Die Behandlung von Frauen, die wegen einer HPV-Infektion an Gebärmutterhalskrebs erkranken, ist für die Krankenkassen erheblich preiswerter als die flächendeckende HPV-Impfung", unterstellen sie.
und weiter:
ZitatIn der Mitteilung heißt es außerdem: "Jedes Mädchen, jede Frau, die sich nicht impfen lässt und damit das Risiko einer späteren Krebserkrankung in Kauf nimmt, ist für ihre Krankenkasse ein geldwerter Vorteil."
Harte Vorwürfe, oder?
Die Kassen äußern sich folgendermaßen:
ZitatDie beschuldigte Barmer GEK rechtfertigt ihre Broschüre. "Mündige Patientinnen und Patienten brauchen Entscheidungshilfen und genau darum handelt es sich bei der (...) angegriffenen Broschüre (...). Entscheidungshilfen stellen bewusst Pro und Kontra gegenüber, um eine Auseinandersetzung mit allen Facetten eines Themas zu ermöglichen", heißt es in einer Stellungnahme auf Anfrage der "Ärzte Zeitung".
"Wir legen Wert darauf, dass dabei Sorgfalt waltet und wir lassen uns von angesehenen Experten beraten", betont die Kasse - und ergänzt: "Wenn es relevante neue Erkenntnisse gibt, berücksichtigen wir diese auch. In diesem Sinne werden wir die Kritik konstruktiv prüfen."
ZitatAuch die Techniker Krankenkasse will die Anschuldigungen nicht auf sich sitzen lassen. Der Vorwurf, sie rate ihren Versicherten von der HPV-Impfung ab, sei falsch, teilt die Kasse auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" mit. "Die Aussage, die HPV-Impfung sei für die Krankenkassen nach bisherigen Rechnungen teurer als abzuwarten und später die Behandlung der krebskranken Frauen zu bezahlen, ist zynisch und haltlos", heißt es weiter.
Eine umfängliche Beratung über Chancen und Risiken der Impfung stehe an erster Stelle, damit die Versicherten eine informierte Entscheidung treffen könnten. Für die Entscheidungshilfe würden neben aktuellen Studien auch die Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) verwendet.
"Mit den Informationen, die die TK zur Verfügung stellt, wird weder eine Impfung empfohlen noch davon abgeraten", betont die Krankenkasse. Nach eigenen Angaben hat sie ihre Position bereits im Februar dem BVF mitgeteilt. (ths)
Ich möchte das gerne einmal kommentieren:
Vor dem Hintergrund, dass die HPV-Impfung wohl demnächst von der Geseztlichen Krankenversicherung kostenlos angeboten wird (angeboten werden soll), haben zwei AOKen vor kurzem den Impfstoff ausgeschrieben. Ausschlaggebend für den Zuschlag war letztendlich nur der Preis. Der Hersteller von Gardasil (Sanofi Pasteur) hat daraufhin kein Angebot abgegeben. Hierzu muss man wissen, dass es außer dem auf dem Weltmarkt führenden Gardasil nur noch einen einzigen wirklichen Konkurrenten gibt: Die Firma GSK mit dem Impfstoff Cervarix.
Sanofi Pasteur war sich meiner Meinung nach ziemlich sicher, dass die Ausschreibung gestoppt wird, wenn sie kein Angebot vorlegt. Es gibt für die Firma keinen Grund, ihren Impfstoff im Preis zu drücken. Der Impfstoff ist führend auf dem Weltmarkt, besitzt einen guten Leumund und der Hersteller hat beste Beziehungen in Politik, Wirtschaft und nicht zuletzt in der Ärzteschaft. Ebenso ist wohl niemand dazu bereit, sich seiner Meinung nach mit einem "Impfstoff zweiter Wahl" impfen zu lassen.
Warum sich also auf eine Preisschlacht einlassen? Völlig unnötig!
Interessanterweise kommt gerade jetzt zu diesem Zeitpunkt ein "Zwei-Dosen-Schema" für Kinder im Alter von 9-13 auf den Markt. Es wird also lediglich eine Impfdosis weg gelassen. Die Wirkung soll trotzdem gleich bleiben... die Impfung ansich wird dadurch natürlich günstiger!
ZitatDie Berufsverbände der Frauenärzte und der Kinder- und Jugendärzte werfen den Krankenkassen vor, sie hätten "ein hohes Interesse daran, dass die Kritik an der HPV-Impfung nicht einschläft: Jedes Mädchen, jede Frau, die sich nicht impfen lässt und damit das Risiko einer späteren Krebserkrankung in Kauf nimmt, ist für ihre Krankenkasse ein geldwerter Vorteil", heißt es in einer Pressemitteilung.
ZitatÄrzteverbände fordern Stopp der Broschüren
"Wir haben beide Krankenkassen-Vorstände bereits im Dezember 2013 auf die veralteten Broschüren aufmerksam gemacht und darum gebeten, dass sie aktualisiert beziehungsweise aus dem Angebot entfernt werden", sagt Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. "In diesem Schreiben haben wir alle aktuellen wissenschaftlichen Publikationen und ECDC-Statements mitgeschickt, so dass niemand mehr sagen kann, dass er nicht informiert war."
"Bis heute haben beide Krankenkassen die Broschüren nicht von ihren Homepages entfernt. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Barmer GEK und die TK an ihrer impfkritischen Haltung festhalten wollen", so Albring. Der Berufsverband der Frauenärzte und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte haben nun dem Bundesversicherungsamt die Barmer GEK und die Techniker Krankenkasse gemeldet und um eine aufsichtsrechtliche Prüfung gebeten. "Wir hoffen, dass dieser Schritt zu einem Umdenken in den beiden Krankenkassen beitragen kann", betont Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte.
ZitatKeine häufige Krebsart
Von den Frauen, die sich mit Humanen Papillomviren infizieren, entwickeln etwa zwei bis acht Prozent Zellveränderungen, die eine Vorstufe für Krebs darstellen. Ein Teil von diesen Frauen bekommt Krebs. In den allermeisten Fällen aber wird das Immunsystem mit den Viren alleine fertig: nach einigen Monaten sind bei Frauen, die mit HPV infiziert waren, keine Viren mehr nachweisbar.
ZitatNur wenn es dem Virus gelingt, im Gewebe bestehen zu bleiben, das heißt, bei einer chronischen Infektion, steigt das Krebsrisiko stark an. In Ländern, in denen regelmäßige Krebsvorsorgeuntersuchungen (PAP-Abstrich) eingeführt wurden, ist der Gebärmutterhalskrebs seit den 70er-Jahren stark zurückgegangen. In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 4.700 Frauen am Zervixkarzinom. Rund 1.500 von ihnen sterben daran. Damit ist der Gebärmutterhalskrebs hierzulande die elfthäufigste Krebserkrankung bei Frauen und die zwölfthäufigste krebsbedingte Todesursache.
Und der sicherlich gut gemeinte Tipp:
ZitatEltern sind verunsichert
Fazit: Wer darüber nachdenkt, seine Tochter gegen HPV impfen zu lassen, sieht sich mit vielen widersprüchlichen Informationen konfrontiert. Um sich zu informieren, sollte man das Gespräch mit dem Arzt suchen.
Ich lasse das jetzt einfach mal ohne Kommentar...
LG Schweini
http://www.warzenschwein.bplaced.net - "Menschen mit einer neuen Idee gelten solange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat." (Mark Twain)
Sehr interessant und auch gut finde ich die Stellungnahme der beiden Krankenkassen:
ZitatDie TK erwiderte auf die Vorwürfe mit dem Hinweis, dass sie die erste Krankenkasse in Deutschland gewesen sei, die die HPV-Impfung als Kassenleistung eingeführt habe. Insofern sei die Aussage, die HPV-Impfung sei für die Krankenkassen nach bisherigen Rechnungen teurer, um später die Behandlung der krebskranken Frauen zu bezahlen, zynisch und haltlos. Die Kasse betont, dass sie ihren Versicherten Hilfen für eine selbstbestimmte Entscheidung anbiete – die umfängliche Beratung über Chancen und Risiken einer Behandlung stehe an erster Stelle. Dabei würden neben der aktuellen Studienlage auch die Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen herangezogen. „Mit den Informationen, die die TK zur Verfügung stellt, wird weder eine Impfung empfohlen noch davon abgeraten“, stellt die Kasse klar. Diese Position habe die TK dem BVF auch schon am 3. Februar 2014 mitgeteilt.
ZitatAuch die Barmer GEK hebt hervor, dass es sich bei der angegriffenen Broschüre um eine Entscheidungshilfe handele, die bewusst Pro und Kontra gegenüberstelle, um eine Auseinandersetzung mit allen Facetten eines Themas zu ermöglichen. Dabei lasse sich die Kasse von angesehenen Experten beraten. Klar sei aber: „Wenn es relevante neue Erkenntnisse gibt, berücksichtigen wir diese auch. In diesem Sinne werden wir die Kritik konstruktiv prüfen“.
Es kann doch nicht sein, dass Krankenkassen nicht einmal sachlich alle Argumente Für und Wider der HPV-Impfung darlegen dürfen!
Die beanstandeten Broschüren
Hier einmal die Infos der TK zum Thema auf der Homepage. Dort ist auch die kritisierte Broschüre zum Download bereit gestellt:
ZitatWie gut die Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) tatsächlich vor Gebärmutterhalskrebs schützt, ist bis heute nicht geklärt. Jetzt wollen Mediziner den Krankenkassen verbieten, genau das in einer Broschüre zu schreiben.
ZitatWas den Ärzteverbänden nicht passt: Die Broschüre weist im Folgenden auch auf die nach wie vor unklare Datenlage zur HPV-Impfung hin. So schützt die Immunisierung relativ zuverlässig vor einer Ansteckung mit den Virus-Typen HPV-16 und -18, und diese sind bei etwa 70 Prozent der Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen nachzuweisen. Der Umkehrschluss, die Impfung schütze zu 70 Prozent vor Krebs, wurde aber bisher nicht belegt und wird sich vielleicht nie bewahrheiten. Der Schutz vor Gebärmutterhalskrebs kann "noch nicht abschließend beurteilt werden", heißt es daher in der Broschüre.
ZitatKonkreter wollen sich auch andere Experten inzwischen nicht mehr über die Wirksamkeit äußern. So heißt es auf den Seiten des Deutschen Krebsinformationsdienstes, die derzeit verfügbaren Impfstoffe würden "noch nicht lange genug eingesetzt, um den Einfluss auf die Krebsrate bereits sicher erkennen zu können."
Zitat"Natürlich stimmt es, dass in Bezug auf die Impfung noch viele Fragen offen sind", sagt Wolfram Hartmann, als Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte hat er die Pressemitteilung mitverantwortet. "Die Diskussion gehört aber in Fachkreise. Patientinnen werden dadurch nur verunsichert." Von den Krankenkassen erwartet er, die Impfung ohne wenn und aber zu befürworten und sich an die Impfempfehlung der Stiko zu halten. Schließlich müssten das auch die Ärzte. "Wenn ich einer Patientin von der Impfung abrate und sie später erkrankt, kann sie mich verklagen", sagt Hartmann.
ZitatIngrid Mühlhauser, Ärztin und Gesundheitswissenschaftlerin, hat als wissenschaftliche Beraterin an der Broschüre mitgearbeitet. Die neuen Studien widersprächen dem Inhalt nicht, sagt sie. "Zum einen schreiben wir ja gar nicht, dass die Impfung besonders unsicher sei. Wir weisen nur auf Risiken hin, die nun einmal bei keiner Impfung auszuschließen sind." Zum anderen mangele es der australischen Studie an Aussagekraft, wenn es um den Schutz vor Krebs gehe: "Belegt war der Rückgang der Zellveränderungen nur bei unter 18-jährigen Frauen", so Mühlhauser. "In dieser Altersgruppe bilden sich solche Zellveränderungen in der Regel aber wieder zurück, ohne zum Krebs zu werden."
ZitatWolfram Hartmann distanziert sich nun teilweise vom Wortlaut der Presseerklärung. "Ich persönlich glaube nicht, dass die Krankenkassen Krebserkrankungen in Kauf nehmen würden, um Kosten zu sparen."
Nun, mal sehen, wie es weiter geht. Es wird auf jeden Fall spannend bleiben.
LG Schweini
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Zitat"In den Broschüren wird immer noch von einer jungen Gebärmutterhalskrebsimpfung gesprochen und dass ihre Risiken heiß diskutiert werden. Dabei ist das längst nicht mehr wahr. Es wird zum Beispiel in den Broschüren nahe gelegt, dass auch eine Entscheidung gegen die Impfung gut, richtig oder verantwortungsvoll sein könnte. So eine Einstellung ist natürlich völlig überholt, weil inzwischen bereits Millionen von Mädchen und auch Frauen geimpft worden sind, ohne dass sich die damals angedachten oder prognostizierten Risiken gezeigt haben."
Meines Erachtens ein völlig falscher Blickwinkel. Eine Entscheidung gegen die Impfung kann durchaus gut, richtig und verantwortungsvoll sein. Natürlich sind bereits Millionen von Mädchen und Frauen mit Gardasil geimpft worden. Trotzdem kann man aufgrund der paar Jahre "Erfahrung" mit der Impfung nach wie vor nicht sagen, welche Risiken sie birgt.
Über den Nutzen kann man ebenfalls nach wie vor trefflich Streiten!
ZitatAlbring erklärt: "Unser Interesse ist ja, dass die Broschüren vom Markt verschwinden. Wir meinen, dass die Krankenkassen gegen den im Sozialgesetzbuch 5 definierte Pflicht zur Gesunderhaltung ihrer Versicherten verstoßen, und die Berufsverbände bitten in ihrem Schreiben das Bundesversicherungsamt, seine Aufsichtspflicht wahrzunehmen und den Vorgang zu überprüfen."
Lächerlich. Könnte man nicht ebenfalls argumentieren, dass Broschüren vom Markt verschwinden müssten, weil sie die Impfung kompromisslos befürworten? Ich bin mal gespannt, wann mir der erste hier im Forum den Mund verbieten will.
Zitat Techniker Krankenkasse weist Vorwürfe zurück
"Wir verstehen die Vorwürfe nicht wirklich, muss ich ganz ehrlich sagen, zumal wir als Techniker-Krankenkasse die erste Krankenkasse waren, die diese Kosten überhaupt übernommen hat",
sagt Thomas Heilmann von der Techniker Krankenkasse. Die Techniker übernehme die Impfung sogar bis zum 26. Lebensjahr, und nicht, wie gesetzlich vorgesehen, nur bis zum 17.
"Und von daher kann man da schon gar nicht drüber sprechen, dass wir irgendwelche Kosten nicht tragen wollen. Wir wollen eben nur objektiv und neutral aufklären. Das ist unsere Rolle sozusagen bei dieser Impfung."
Und dafür von mir zwei Daumen hoch!
ZitatImmerhin: Beide Kassen, die Barmer GEK und die Techniker, wollen die Inhalte überprüfen. Nicht sofort, aber mit der nächsten Auflage der Broschüre. So lange wollen die Bundesverbände nicht warten: Die Ärzte haben die Broschüre selbst überarbeitet und wollen sie den Kassen jetzt zur Verfügung stellen.
Das ist aber lieb von den Ärzten. Und sicherlich selbstlos.
LG Schweini
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