Bin schon lange Zeit "Lurker" in diesem Forum und hab endlich mal den Mut aufgebracht, hier meine Geschichte zu schreiben. Der Grund dafür? Ich denke da es mir gerade wirklich nicht gut geht will ich mir einfach mal den Frust von der Seele schreiben. Ich behandle jetzt seit circa einem Jahr und ich denke ich werde noch viele Jahre Behandlung vor mir haben. Meine Feigwarzen sind zwischen Vorhaut und Eichel, teilweise auch am Eichelrand (schmerzhaft) und am Frenulum (noch schmerzhafter).
Feigwarzen habe ich wohl schon seit meiner Kindheit oder frühen Jugend und das ist wohl auch einer der Gründe wieso ich heute so bin wie ich bin und wieso ich depressiv bin. Wenn ich mich richtig erinnere habe ich sie wohl schon seit meinem 12. Lebensjahr oder so ähnlich und das verdammt frustrierende ist, dass ich keine Ahnung habe wo ich mich angesteckt habe.War es der Schwimmbadbesuch? Ein feuchtes Handtuch? Leider sind Kinder sehr viel mehr gefährdet als Erwachsene und Leute die meinen man kann sich nur über Geschlechtsverkehr anstecken haben keinen blassen Schimmer. Ich bin der lebende Beweis dass es geht! Wie dem auch sei, als Kind schämt man sich oder denkt sich nichts groß dabei wenn man da irgendwelche kleinen weißen Pickel sieht und der Mutter oder dem Onkel Doktor will man das schon gar nicht sagen. So geschah es zu dieser Zeit, dass ich null gegen diese kleinen Teufel unternommen habe. Im Gegenzug haben die aber schon sehr viel gegen mich unternommen. Mir war eigentlich immer bewusst, dass das nicht normal ist aber irgendwie habe ich es jedes mal geschafft wir eine Ausrede einfallen zu lassen, mein Gewissen zu beruhigen oder mich einfach schlichtweg selbst anzulügen was eine Behandlung angeht. So gesehen haben diese Dinger durchaus meine Psyche geprägt. Ich bin heutzutage Weltklasse darin, Dinge aufzuschieben bis es absolut nicht mehr geht. Außerdem bin ich jeder sexuellen Konfrontation davon gelaufen. Ich hatte zwar durchaus Beziehungen aber ich hatte da niemals Geschlechtsverkehr oder sonstige schwerere Fummeleien. Daran sind dann auch die meisten Beziehungen kaputt gegangen und meine Eltern haben bestimmt schon geglaubt ich bin homosexuell. Als "Verseuchter" wird man leicht sexuell gestört, und wenn das dann Jahrzehnte geht, könnt ihr euch ja vorstellen was passiert.
Das Resultat: Gestörte Psyche, "Love-Shyness" (https://de.wikipedia.org/wiki/Love-shyness), Jungfrau bis zum 33. Lebensjahr, Depressionen, Selbstzweifel, Minderwertigkeitskomplexe(auch im Genitalbereich), das Gefühl bestraft zu werden, Gestörtes Sozialverhalten, Rückzug, Isolation usw.
Dazu kommt, dass ich in meinem Leben absolut nichts auf die Reihe bekommen habe bis jetzt. Ich studiere immer noch, allerdings sehe ich momentan irgendwie nicht groß die Perspektive in meinem Leben und es begleitet mich dieses ständige Gefühl, meine Zeit vergeudet zu haben. Die goldenen 20er hab ich verkifft und in meiner Jugend hätte ich mich behandeln lassen sollen,so bleibt aber nur mein jetziges 34-jähriges Ich traurig zurück mit 22 Jahren Viruslast! Das alles hält mich davon ab den nächsten Schritt zu gehen und mein Studium endlich abzuschließen, aber es hält mich diese unsichtbare,durchsichtige Barriere zurück die zum größten Teil aus HPV, sozialem Rückzug und dem Trauern um die vergebenen Chancen besteht, während ich durch die Barriere schaue und sehe wie all meine Freunde Familien gründen, heiraten, Beruflich erfolgreich und gesund sind. Dagegen steht bei mir HPV, EBV und ich bin schon mal gespannt was noch so dazu kommt. Die Barriere existiert um mir ins Gesicht zu sagen, dass ich erst noch gewisse Sachen erledigen muss bevor ich das nächste Kapitel anfangen kann. Zumindest sagt mir das mein verseuchtes Gehirn.
Nun geschah es, dass ich eine wunderbare Frau kennen gelernt habe. Dadurch bin ich zum ersten Mal ehrlich zu mir gewesen und habe diesen unheimlich schweren Schritt gewagt und ihr von HPV erzählt. Es war das erste Mal das ich mich so verletzlich gemacht habe und nun ja eigentlich wollte ich ob der Ansteckungsgefahr nicht mit ihr schlafen aber sie wollte so sehr, und ganz ehrlich als Jungfrau fällt das Nein sagen dann dreifach schwer, sodass wir dann miteinander geschlafen haben. Es war wirklich schön und es gab mir auch etwas Selbstbewusstsein zurück. Nun ja, die Beziehung hielt etwa ein Jahr und es war eine wirklich schöne Zeit obwohl es eine Fernbeziehung war, aber als sie dann mit mir Schluss gemacht hat, tat das schon sehr weh und ich fiel in ein unglaublich tiefes Loch.Ich denke einer der Gründe war auch, dass ich einfach nicht loslassen konnte von der Krankheit und jedesmal höllische Angst hatte sie anzustecken. Das ganze Kartenhaus, dass ich mir über Jahrzehnte aufgebaut habe ist dann über mir einfach zusammengestürzt und ich bin gerade langsam dabei die Karten aufzuheben. Die ganzen Verdrängungsmechanismen die ich mir über Jahrzehnte aufgebaut habe, funktionieren fast alle nicht mehr und ich werde härter mit der Realität konfrontiert denn je. Irgendwie macht das alles keinen Sinn für mich gerade und durch meine Stimmungsschwankungen schaffe ich es auch noch die letzten Menschen die mir geblieben sind zu vergraulen.
Manchmal träume ich einfach davon, dass ich jemanden kennenlerne, mich traue, mich wirklich einer Person gegenüber öffne und es kommt dieser große "Make-it or Break-it" Moment, und sie beginnt zu weinen, aber nicht weil sie traurig ist sondern weil sie auch HPV hat und mein Problem sehr gut versteht. Das Gefühl von Liebe, Geborgenheit und menschlicher Wärme entweicht mir momentan schneller als mir lieb ist und ich vermisse das Gefühl von einer Frau geliebt zu werden, seine Wärme zu spüren und sich bei Ihr sicher und verstanden zu fühlen ungemein. Mein Crystal Meth sozusagen. Denn die Realität sieht etwas anders und sehr viel einsamer aus. Ich träume einfach viel zu viel und zu gerne vor mich hin. Tut mir leid, dass jetzt alles so psychologisch geworden ist aber ich denke ich habe das Ganze für mich selbst geschrieben (ohne wirklich jemandem zu nahe treten zu wollen). Ich bin momentan auf der Suche nach einem Therapieplatz und ich denke den habe ich auch bitter nötig. Ich hoffe mein zukünftiger Psychodoc weiß was mit Feigwarzen anzufangen, wäre dann ja schon mal mehr als mein Hautarzt.
Was kann ich euch auf den Weg mitgeben? (Dinge die ich selbst nicht richtig gemacht habe )
- Behandelt so früh wie möglich - Sucht euch professionelle Hilfe wenn ihr mit der psychischen Belastung nicht klar kommt - Stellt euch den Problemen
Zunächst einmal schicke ich Dir eine herzliche Umarmung!
Wie Du da so reingerutscht bist (schon als Kind) und es diese abwärts Spirale gab, ist wirklich traurig!
Nun wollte ich fragen, ob Du denn die FW behandelst. Falls nicht, denke ich, ist es an der Zeit und ein erster Schritt nebst der psychischen Hilfe, die Du nun Gott sei Dank endlich in Anspruch nimmst. Eine schlechte psychische Verfassung begünstigt nämlich die FW ungemein und die FW wohl Deine schlechte psychische Verfassung. An beidem zu arbeiten könnte da echt hilfreich sein.
Warst Du denn beim Doc und bist Dir sicher, dass es FW sind? Wenn nicht, wäre auch das an der Zeit. Jedoch empfehle ich Dir, Dich hier gut einzulesen. Was die meisten Doktoren empfehlen, ist aus meiner heutigen Sicht nicht mehr das, was mir schlussendlich geholfen hat.
Ich wünsche Dir von Herzen schnelle gute Besserung und mehr Kraft und Mut Dein Leben zu bewältigen. Dann kommt sicher auch die Lebensfreude wieder zurück!
bei mir geht die Feigwarzengeschichte bis in die frühe Kindheit zurück. Ich habe keine Erinnerung daran, woher ich die habe. Heutzutage bringt man das bei Kindern ja schnell mit Missbrauch in Verbindung. Ich will es auch gar nicht wissen.
Als Kind und Jugendlicher hatte ich immer wieder Phasen mit einer entzündeten Vorhaut, Jucken am Po, einem enormen Verbrauch an Penaten-Creme und hinterher waren so kleine Krater in der Haut. Da man mit mir beim Doktor war, nehme ich an, dass man das angeschaut hat. Da war Beschneidung immer wieder ein Thema, obwohl ich keine Vorautverengung hatte. Nach einer Mandel-OP mit 5 wegen ständiger Angina hat sich das ganze etwas weniger häufig gezeigt. Als Student und Schüler hatte ich es zwei drei mal und es ging immer wieder vorüber..
Dann hatte ich sicher 15 Jahre nix, bis ich 2014 ein Dengue-Fieber aus einem Afrika-Urlaub mitgebracht habe und mein Immunsystem ziemlich am Anschlag war. Dann fing es an, dass mein Hodensack kribbelte, ohne dass man irgendetwas darauf sehen konnte. An der Vorhaut trocknete dann ein Stück Haut von selber ab und die Haut wurde ziemlich rosa. Man vermutete nach Afrika einen Pilz - was durchaus auch möglich wäre. Ich bin dort in der Entwicklungshilfe unterwegs und Schlafe in Urwalddörfern...Dann habe ich mit einer Zinkoxid-Nystatin-Salbe behandelt. Es schien weg zu sein. Nach einem Solbadbesuch mit Baden im Totes-Meer-Becken waren einige Stellen am Hodensack weiss und trockneten dann ab. Ein Jahr Ruhe und nach einer heftigen Erkältung im Dezember kribbelte es wieder. Jetzt Diagnose FW. Aber das war auch eher ein Zufall, weil ich mit Apfelessig gegen Pilz probiert habe und nicht, weil ein Arzt von sich aus drauf gekommen wäre.
Es gibt also Menschen, die gut verstehen können, wie es dir ergangen ist und ergeht.
Mein Immunsystem kommt mit den FW offensichtlich ziemlich gut zurecht, ohne dass man zuviel machen muss. Aber als ich mit der WSM plötzlich weiss vor Schläfern war hat es mich doch umgehauen. Und jetzt schaue ich, dass ich den Dingern ein bisschen einheize.
Vielen Dank für die lieben, verständnisvollen Antworten @warpunzel und @Warzenfrosch!
@warpunzel: Ja also ich war beim Doc und der hat FW diagnostiziert nachdem er mit der Lupe auf mein Stück geschaut hat. Da ich schon seit einem Jahr mit GTV (davor Condylox und Veregen) behandle und sich Deckel ohne Ende bilden bin ich auch von der Diagnose des Doc überzeugt. Wie so viele andere das auch schon erlebt haben ist der Arztbesuch eher ernüchternd gewesen. Ich versuche auch mein Immunsystem zu stabilisieren aber mit den ganzen anderen Problemen die ich habe ist das nicht immer einfach. Ich nehme nebenher Selen, Vitamin-B Complex, Zink usw. Außerdem hab ich mit dem Rauchen aufgehört,aber ganz ohne Nikotin gings dann auch nicht mehr also bin ich auf E-Zigarette umgestiegen. Ich trinke nur noch sehr selten Alkohol und versuche generell gesünder zu leben. Hab auch zehn Kilo abgenommen dadurch xD. Das mit der Lebensfreude ist immer so ein auf und ab, aber es geht schon besser in letzter Zeit. Ich lese dieses Forum schon eine Weile und habe viele gute Sachen übernommen und mich auch ermutigt endlich hier auch zu schreiben und mich zu beteiligen, da es hier so verständnisvolle Menschen wie euch gibt.*Herzliche Umarmung zurück*
@warzenfrosch: Tut mir leid, dass es bei dir auch schon so lange her ist. Ich habe mir auch schon Gedanken darüber gemacht ob Missbrauch im Spiel war aber ich kann mich an nichts erinnern und ich hatte eigentlich eine behütete, glückliche Kindheit. Aber ganz ehrlich ich will es auch nicht wissen. Ich habe mal in irgendeiner wissenschaftlichen Arbeit gelesen, dass eine Übertragung bei Kindern auch ohne sexuelle Handlung möglich ist. Sprich Handtuch, Schwimmbad, Toilette etc. sind möglich. Das Wissen, dass es andere Menschen wie mich gibt, die ohne ihr "eigenes Zutun" Feigwarzen bekommen haben beruhigt mich etwas um ehrlich zu sein. Trotzdem tut es mir natürlich leid, dass du mich verstehen kannst.
Ich versuche einfach das beste daraus zu machen aber es nimmt halt schon viel von meinem Denkapparat ein, leider.
Zitat von WarzenFrosch bei mir geht die Feigwarzengeschichte bis in die frühe Kindheit zurück. Ich habe keine Erinnerung daran, woher ich die habe. Heutzutage bringt man das bei Kindern ja schnell mit Missbrauch in Verbindung.
Hallo WarzenFrosch,
soweit ich weiß, ist man mittlerweile von dieser ehemals schnell geäußerten Vermutung abgerückt. Die Möglichkeit besteht natürlich, aber es gibt auch eine Menge anderer Übertragungsmöglichkeiten, die in Frage kommen. Und diese sind bis heute noch nicht alle zu 100% erklärt.
Lesensert (generell zum Thema) ist vielleicht das hier - allerdings noch aus dem Jahr 1996.